Das Theologische Seminar Ewersbach

Michael Schröder

Zur Geschichte

Obwohl es bereits 1874 zur Gründung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden kam, sollten bis zur Eröffnung eines eigenen Theologischen Seminars (damals: Predigerschule) noch etliche Jahrzehnte vergehen. Das Schulgebäude Erst im Jahre 1912 konnte der Unterricht in Vohwinkel, heute ein Stadtteil von Wuppertal, aufgenommen werden. Da man in der ersten Zeit noch keine Dozenten anstellen konnte, wurde der Unterricht von Pastoren aus der Umgebung erteilt.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war an eine Wiederaufnahme des Studienbetriebes in Wuppertal nicht zu denken. Die Räume waren von Flüchtlingen belegt, und eine Versorgung der Studenten in der Stadt hätte sich schwierig gestaltet. So hat die Leitung des Bundes FeG das Angebot dankbar angenommen, auf dem Gelände eines ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers in Dietzhölztal Ewersbach neben der Altenheimarbeit auch mit einem Theologischen Seminar zu beginnen. Bereits 1946 konnte der Lehrbetrieb – wenn auch unter bescheidenen Umständen – aufgenommen werden.

Die Ausbildung

Am Seminar werden junge Männer auf den Dienst als Pastor in Freien evangelischen Gemeinden oder als Missionar der Allianz-Mission vorbereitet. Vor dem Schulgebäude Das Studium dauert fünf Jahre und gliedert sich in Grund- und Hauptstudium. Während des zweijährigen Grundstudiums stehen besonders die biblischen Sprachen Hebräisch (2 Semester) und Griechisch (3 Semester) im Vordergrund. Außerdem können auf Wunsch auch Grundkenntnisse in Aramäisch und Latein erworben werden. Neben den Sprachen bilden Bibelkunde, Einleitung AT / NT sowie Kirchengeschichte einen Schwerpunkt. Nach dem Zwischenexamen widmen sich die Studenten dann intensiver der biblischen Exegese und Theologie sowie der Praktischen und der Systematischen Theologie. Durch die räumliche Nähe zur Allianz Mission ergeben sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

Verschiedene Praktika, die während des gesamten Studiums zu absolvieren sind, bilden einen wichtigen Bestandteil des Studiums. Eine Besonderheit ist das Gemeindepraktikum: Nach dem sechsten Semester wird das Studium unterbrochen. Der Student hat die Gelegenheit, in den kommenden sieben Monaten das bisher Erlernte unter Anleitung eines erfahrenen Pastors in die Praxis umzusetzen. Die Rückmeldungen der Studenten und der Gemeinden zeigen, dass diese Zeit hilfreich und wertvoll ist. Die meisten kommen mit neuer Motivation zum Studium für das 8. Semester zurück.

Vor der KapelleWer das Studium am Seminar beginnt, hat entweder das Abitur bestanden und seinen Wehr- bzw. Zivildienst abgeleistet, oder er hat nach der mittleren Reife eine Berufsausbildung abgeschlossen. In den letzten Jahren hat sich der Trend ergeben, dass die Studenten vor Studienbeginn bereits eine längere Phase der Berufstätigkeit hinter sich hatten. Oft sind sie verheiratet und haben bereits eine Familie; manchmal sind die Kinder bereits schulpflichtig. Da die Ausbildung auf den Gemeinde- bzw. Missionsdienst zielt, wird erwartet, dass die Studenten bereits vorher in einer Gemeinde gelebt und mitgearbeitet haben. Außerdem sollte die Gemeinde den Bewerber zum Studium empfehlen und ihn in der Zeit des Studiums unterstützen.

Während des Studiums ergibt sich die Möglichkeit, zusätzlich Vorlesungen an der Marburger Universität zu belegen; einzelne führen diese Studien bis zu einem Abschluss fort. Der eine oder andere geht nach den fünf Jahren in die USA, um vorzugsweise bei der Trinity Evangelical Divinity School zu studieren, mit der ein Kooperationsvertrag besteht.

Blick in die BibliothekIn den vergangenen Jahren wurde neben dem fünfjährigen Programm auch ein ein- bzw. zweijähriges Gaststudium angeboten, welches des öfteren auch von den Ehefrauen der Studenten in Anspruch genommen wurde. Da dieses aber in mancherlei Hinsicht als unzureichend empfunden wurde, ist vor kurzem ein eigenständiger dreijähriger Ausbildungsgang eingerichtet worden. Ziel ist es, junge Menschen für den Dienst als Gemeindediakon bzw. -diakonin vorzubereiten.

Die unverheirateten Studenten wohnen während des Semesters im Wohnheim des Seminars, die anderen haben ihren Wohnsitz in unmittelbarer Nähe. Ebenso leben die Dozenten mit ihren Familien in Ewersbach. Dadurch soll neben dem gemeinsamen Studium auch das gemeinsame Leben gefördert werden. Die Erfahrung zeigt, dass dieser Anspruch auch immer wieder neu mit Leben gefüllt werden muss.

Zahlen

Zur Zeit studieren am Seminar 56 junge Menschen, davon 50 im 5-jährigen Studiengang.

Zur Dozentenschaft gehören sechs Vollzeitlehrkräfte. Darüber hinaus sind Lehraufträge für die Fächer Missiologie, Deutsch sowie die Sprachen Griechisch und Hebräisch vergeben.

In der Kapelle

aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen – ETM 7/1 (2001)
Herausgeber: AfeT – Arbeitskreis für evangelikale Theologie

Mehr über das Theologische Seminar Ewersbach (TSE) des Bundes freier evangelischer Gemeinden (BfeG) findet sich im Internet unter [http://tse.feg.de/]. Der Autor dieses Artikels, ThM Michael Schröder, ist Dozent für Kirchengeschichte, Neues Testament und Griechisch am TSE.

19.12.2007
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