Tagung der FAG Systematische Theologie
24./25. März 2000 in Tübingen

Ralph Meier

Mit sechzehn Teilnehmern war die Frühjahrstagung 2000 der FAGST im Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen sehr gut besucht. Am Ende gab es auch ein einhelliges Echo: Es hat sich gelohnt, herzukommen – die Referate und die sich anschließenden Gespräche waren intensiv und konstruktiv. Während der Tagung wurde auch deutlich, was es ausmacht, wenn die Teilnehmer von einer gemeinsamen Glaubensbasis her die verschiedenen Themen besprechen. Das oft übliche „Abtasten“ der unterschiedlichen Teilnehmer und der Positionen war nicht nötig. So konnte offen in die Gespräche hineingegangen werden.

Charisma und Gemeindestruktur

Drei Referate wurden vorgetragen. Den Einstieg macht Dr. Markus Liebelt, der seine Promotion über „Das allgemeine Priestertum – Charisma und Gemeindestruktur“ vorstellte. Bei der auch am Abend noch intensiven Diskussion über die Thesen von Liebelt ging es zentral um die Frage, inwieweit Charismen an bestimmte Personen dauerhaft von Gott gegeben werden oder ob sie nicht jeweils neu unverfügbar von Gott her in bestimmten Situationen geschenkt werden. Die sehr lebhafte Diskussion zeigte, dass Liebelt es gelang, pointierte, zu Zustimmung und Widerspruch herausfordernde Thesen aufzustellen. Man darf auf die Veröffentlichung der Dissertation voraussichtlich noch in diesem Jahr gespannt sein.

Verkündigung als Ziel der Theologie

Anlässlich des hundertsten Geburtstages des Heidelberger Systematikers Peter Brunner gab uns Dr. Tobias Eißler eine kompakte Einführung in die Theologie des lutherischen Theologen. Tobias Eißler hat im vergangen Jahr über die Theologie Brunners promoviert und nahm als Ausgangspunkt die von Brunner verfasste „Theologie auf einem Bogen Papier“. Nicht allein der hundertste Geburtstag dieses Theologen, der in der Verkündigung das Ziel der Theologie sah, sollte Anlass zu einer näheren Beschäftigung mit seiner Theologie sein.

Unsterblichkeit der Seele durch Auferstehung

Den Abschluss der Tagung bildete am Samstagvormittag ein Referat von Dr. Christian Herrmann über die „Unsterblichkeit der Seele durch Auferstehung: Studien zu den anthropologischen Implikationen der Eschatologie“. Die gleich lautende Doktorarbeit von Christian Herrmann ist bereits im Druck erschienen und hat auch in den Rezensionen große Anerkennung gefunden. In seiner biblischen und bekenntnismäßigen Grundlegung machte Herrmann deutlich, dass der Mensch in sich kein Kontinuum hat, also nicht so etwas wie einen „unsterblichen Kern“ annehmen kann. Die Verderbnis durch die Sünde ist so tief greifend, dass allein in Gott die Konitinuität des Menschen begründet liegt. Auch an Herrmanns Referat schloss sich eine lebhafte Aussprache an.

Die gelungene Tagung lässt auf das Herbsttreffen gespannt sein, das für den 6./7. Oktober 2000, voraussichtlich wieder in Tübingen, geplant ist.

aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen - ETM 6/1 (2000)
Herausgeber: AfeT - Arbeitskreis für evangelikale Theologie

22.07.2000
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