Dissertationsbericht:

Pro Ecclesia. Peter Brunners dogmatische Theologie

Tobias Eißler

Am 25. April 2000 jährt sich der Geburtstag von Professor Peter Brunner (1900-1981) zum hundersten Mal. Etwa ein Jahr vor diesem Datum habe ich bei der Erlanger Theologischen Fakultät eine von Professor Reinhard Slenczka betreute Dissertation mit dem Titel „Pro Ecclesia. Peter Brunners dogmatische Theologie“ eingereicht. Sie wurde angenommen und erhielt im Zusammenhang mit der Promotionsprüfung am 20. Dezember 1999 die Bewertung „summa cum laude“. Im ersten Teil der Arbeit werden unter Berücksichtigung unveröffentlichter Vorlesungsmanuskripte Brunners fundamentaltheologische Fragestellungen behandelt. Der zweite Teil ist den ekklesiologischen Themen Gottesdienst, Amt und Ökumene gewidmet.

Als Ergebnis lässt sich festhalten: Brunners Theologie hat ein Zentrum. Es besteht in der aktuellen Mitteilung des Evangeliums durch die mündliche Verkündigung und die Darreichung der Sakramente. Die Kirche hat sehr sorgfältig darauf zu achten, dass in ihren Gottesdiensten das originale, apostolische Evangelium mitgeteilt wird, weil davon das eschatologische Heil abhängt. Die Theologie hat die Kirche bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Sie erhebt aufgrund von Schrift und Bekenntnis Grundsätze, die in der Gegenwart aufzeigen, was als Evangelium zu verkündigen und was als Irrlehre zu verwerfen ist. Dabei nutzt sie Kenntnisse der historisch-philologischen Wissenschaft, ohne Aussagen der historischen Kritik kritiklos zu übernehmen.

Weil das aktuelle Kommunizieren des Evangeliums von heilsentscheidender Bedeutung ist, muss der Gottesdienst theologisch verantwortlich gestaltet sein. Dafür hat in erster Linie der Träger des gemeindeleitenden Hirtenamtes, nach Brunners Verständnis der apostolischen Weisungen unbedingt ein Mann, zu sorgen. Es liegt nicht zuletzt an den unterschiedlichen Gottesdienst- und Amtsverständnissen, dass Brunner sowohl den Zusammenschluss der evangelischen Kirchen als auch die Vereinigung mit der römisch-katholischen Kirche als nicht zulässig beurteilt.

Kritisch diskutiert wird in der Dissertation das Schriftverständnis Brunners, nach dem das Wort der Schrift erst dort zum wirksamen Wort Gottes wird, wo es durch das lebendige Wort der Verkündigung erschlossen und zugesprochen wird. Auch an Brunners Verständnis des Gottesdienstes als Vollzug einer die Heilstaten Gottes vergegenwärtigenden Repräsentation durch die Gemeinde werden kritische Rückfragen gestellt.

Die Dissertation wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2001 bei Vandenhoeck und Ruprecht erscheinen.

aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen - ETM 6/1 (2000)
Herausgeber: AfeT - Arbeitskreis für evangelikale Theologie

22.07.2000
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