Die Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten (KBA)

Wilhelm Faix

Der Anfang

Die Konferenz wurde 1963 durch die Initiative von Dr. h.c. Pfr. Heinrich Jochums, Direktor der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland, gegründet. An der ersten Zusammenkunft nahmen zehn Leiter und Lehrer aus drei Bibelschulen (Brake, Hagen und Wuppertal) teil. Ziel war es, sich kennen zu lernen, fachlichen Austausch und brüderliche Gemeinschaft zu pflegen. Anlass dieses Treffens aber war die desolate Situation an den theologischen Fakultäten mit ihrer bibelkritischen Theologie. Auf dieser ersten Zusammenkunft wurde beschlossen, ein jährliches Treffen durchzuführen, zu dem alle Bibelschulen eingeladen werden sollten, die bekennen, dass „Jesus Christus, der Sohn Gottes, unser einziger Herr und Retter ist“, die „jede Art von Kritik an Seinem Wort, der Heiligen Schrift, ablehnen“, die „sich gerne und bedingungslos in den Dienst des Herrn rufen lassen“ und die „andere zu solch einem Dienst zurüsten“.

Die erste Konferenz fand am 11.11.1964 im Bibelseminar Wuppertal statt. Seither findet jedes Jahr im November diese Konferenz statt. Gastgeber ist jeweils eine andere Ausbildungsstätte. Mit dem Ortswechsel findet ein gegenseitiges Kennenlernen und dadurch eine vertiefte Gemeinschaft statt. Neben Fachreferaten wird von Anfang an Wert auf brüderliche Begegnungen und Berichte aus der Arbeit gelegt. So nimmt das Gebet füreinander einen wichtigen Platz ein. Jede Ausbildungsstätte gibt einen kurzen Bericht und nennt Gebetsanliegen für die gleich gebetet wird. Auf diese Weise entsteht eine innere Verbundenheit zwischen den einzelnen Ausbildungsstätten und ein gegenseitiges Tragen.

Grundlagen und Ziele

1965 gab man sich den Namen „Konferenz bibelgläubiger Seminare und Lehrer“. Mit der Namensgebung wurde auch gleichzeitig ausgesagt, wer an der Konferenz teilnehmen konnte: neben Ausbildungsstätten konnten auch einzelne Dozenten Mitglied werden. Wer nicht Mitglied werden wollte, konnte als Gast an der Konferenz teilnehmen. Als Glaubensgrundlage wurde das Bekenntnis von Trans-World-Radio übernommen. Man wollte bewusst keine eigene Glaubensgrundlage formulieren, um so die Verbundenheit mit der weltweiten Christenheit auszudrücken, die das gleiche Bekenntnis vertritt. An der Konferenz 1965 nahmen bereits 15 Ausbildungsstätten teil.

Wenn es auch keine fest formulierten Zielsetzungen für die Konferenz gab, so geht aus den verschiedenen Schreiben und Protokollen der Anfangszeit sehr deutlich hervor, welche Zielsetzungen die Teilnehmender verfolgten: 1. die Zurüstung zur erwecklich-missio­na­ri­schen Verkündigung, 2. die Ausbildung auf der Grundlage der ganzen Heiligen Schrift als dem zuverlässigen und untrüglichen Wort Gottes, 3. die Ablehnung jeder Art von Bibelkritik.

So heißt es in einem Protokoll von 1966, dass die Konferenz „ein Zusammenschluss von Seminaren, Bibelschulen und Lehrern auf dem Boden der Erweckung und in unmissverständlicher Bindung an die uneingeschränkte Autorität der ganzen Heiligen Schrift“ sei. Diese Formulierung macht deutlich, dass es der KBA von Anfang an um eine erwecklich-missionarische Ausbildung, die Förderung des persönlichen Glaubenlebens und einen vollmächtigen Dienst ging. Dass dies nur im Vertrauen auf die Zuverlässigkeit des Wortes Gottes möglich ist, verstand sich von selbst.

Die Schreiben von Direktor H. Jochums, der bis 1983 die Konferenz leitete, endeten oft mit dem Satz (so oder ähnlich formuliert): „Lassen Sie uns, liebe Brüder und Schwestern, unsere Konferenz weiter im Gebet vorbereiten, dass uns die geschenkte, durch Gottes Geist gewirkte, große Einmütigkeit erhalten bleibt im eindeutigen Bekenntnis zu unserem Herrn und Retter Jesus Christus, im eindeutigen Bekenntnis zu unserer Glaubensgrundlage und im eindeutigen Bekenntnis zu unserem missionarischen Auftrag in dieser Welt“.

Die Themen

Die Konferenzthemen in den ersten zehn Jahren hatten darum auch als Schwerpunkt das erwecklich-missionarische Anliegen. Themen wie: „Geistlich-erweckliches Ziel unserer Schulen und intellektuell lernende Beanspruchung“, „Die Voraussetzung einer Erweckung“, „Das erweckliche Leben an den Bibelschulen“ standen auf dem Programm. Dazu kamen apologetische Themen („Die Auswirkungen der Theologie Karl Barths“, „Bibel und Kritik“, „Unsere Bibelschulen und der Zeitgeist“, „Lehren und lernen im endzeitlichen Geisteskampf“), seelsorgerliche Themen („Der geistliche Hintergrund der Disziplin“, „Disziplin und Seelsorge“, „Das persönliche Glaubensleben“, „Befreiende Seelsorge“) und Themen, die den Lehrplan betrafen („Grundsätzliches zu den Lehrplänen unserer Bibelschulen“, „Lehrmittel für den Unterricht im AT und NT“, „Wie lehre ich ein biblisches Fach?“, „Die Unterrichtspraxis an den verschiedenen Bibelschulen“).

War die Konferenz in der Anfangszeit mehr eine lose Vereinigung zur persönlichen Stärkung in der Auseinandersetzung mit der bibelkritischen Theologie, zur missionarischen Motivation und Hilfestellung im praktischen Bibelschulalltag, so entwickelte sie sich im Laufe der Jahre zu einer festen Größe evangelikaler Theologie und zur Alternative gegenüber der Universitätstheologie. An den Ausbildungsstätten wurde das Ausbildungsniveau angehoben. Die Konferenz wurde zu einem Treffen für die Fachbereichsleiter, Bibliotheksverantwortlichen und Studienleiter (Curriculumsfragen). So entwickelte sich die Konferenz zum Inspirator für fachliche Weiterbildung der Dozenten und Perspektiventwicklung der Ausbildungsstätten. Im Kern versteht sich die Konferenz aber als eine Fachtagung, die sich von anderen theologischen Fachtagungen (z.B. AfeT) dadurch unterscheidet, dass die behandelten Themen speziell auf die Ausbildung und das Studium bezogen werden. Das Themenspektrum ist breit angelegt und zeigt sowohl die Aktualität als auch die Intensität der Konferenzarbeit. Um noch einige Themen zu nennen: „Seelsorge und Psychotherapie“, „Evangelisation im Gesamtkonzept der Bibelschule“, „Der Missionsauftrag an unseren Schulen“. Dazu kommen praktische Themen wie: „Die Prägung der Jugend an unseren Schulen als erzieherische Herausforderung“, „Zeitströmungen heute und ihre Herausforderung an uns“ u.a. Für 2003 steht wieder ein Seelsorgethema („Seel­sorger­liche Begleitung der Studierenden und Dozenten“) auf dem Programm, während es 2004 um die Frage des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung in der theologischen Ausbildung gehen soll.

Mitgliedschaft und Organisation

Bereits 1975 wurde die Namensänderung in „Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten“ beschlossen. Die Konferenz wurde immer mehr zur festen Institution. Die Zahl der Mitglieder wuchs. 1989 wurde eine Satzung verabschiedet, die der Konferenz eine feste Ordnung gab, mit Vorsitzendem und siebenköpfigem Vorstand, der von den Mitgliedsschulen nach einem Proporzschlüssel gewählt wird.

Seit 2000 ist die KBA ein eingetragener Verein, zu dem zur Zeit 31 theologische Ausbildungsstätten (Theologische Seminare, Bibelschulen, Theologische Akademien, Kurzbibelschulen etc.) gehören. Mitglied der KBA können nur Ausbildungsstätten werden, die die Glaubensgrundlage annehmen. Einzelmitgliedschaft ist nicht mehr möglich, es gibt aber noch den Gaststatus. Auch für den Gaststatus ist die Voraussetzung die Bejahung der Glaubensgrundlage.

Die Ausbildungsstätten vertreten eine breite theologische Tradition. Da sind Schulen, die ihre Wurzeln im Pietismus und der Erweckungsbewegung haben. Einige haben ihren Wirkungsbereich stärker innerhalb der evangelischen Landeskirchen, andere sind eher freikirchlich geprägt. Verschiedene Schulen wurden von amerikanischen Missionen gegründet. Es ist also ein buntes Gemisch von theologischen Prägungen. Einig sind sich aber alle Mitglieder in der Bibelfrage und im Missionsauftrag. Die Absolventen der Ausbildungsstätten sind von daher auch in sehr unterschiedlichen Bereichen tätig: zum Beispiel als Missionar, Pastor, Prediger, Gemeindediakon, Gemeindepädagoge, Religionspädagoge und ähnliche Berufe. Ausgebildet werden Männer und Frauen.

Mitgliedsinstitute der KBA:

Akademie für christliche Führungskräfte, Gummersbach – Akademie für Weltmission, Korntal – Albrecht-Bengel-Haus, Tübingen – Ausbildungs- und Tagungszentrum Bienenberg, Liestal – BAO-Biblische Ausbildung am Ort, Wien – Bibel-Center, Breckerfeld – Bibelschule Aidlingen, Aidlingen – Bibelschule Beatenberg, Beatenberg CH – Bibelschule Brake, Lemgo – Bibelschule Burgstädt – Bibelschule Kirchberg – Bibelseminar Bonn, Bornheim – Bibelseminar Wuppertal, Radevormwald – Evangelisch-Theologische Fakultät, Leuven B – Bibelseminar Königsfeld – Bibelschule Gemeinde Gottes, Fritzlar – Centre for Intercultural Studiens (WEC International), Cornerstone NL – Freie Theologische Akademie, Gießen – Geistl. Rüstzentrum Krelingen, Walsrode – ICI University / International Correspondence Institute, Asslar – IGW - Institut für Gemeindebau und Weltmission, Zürich – Kurzbibelschule Klostermühle, Obernhof/Lahn – Martin Bucer Seminar, Bonn – Missionshaus Bibelschule Wiedenest, Bergneustadt – Neues Leben- Seminar, Wölmersen – Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V., Baiersbronn – Theol. Seminar der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell – Theologisch-Diakonisches Seminar, Aarau CH – Theologisches Seminar Adelshofen, Eppingen – Theologisches Seminar St.Chrischona, Bettingen – Theologisches Seminar Tabor, Marburg

Theologische Ausbildung heute

Als Anfang der 90er Jahre die Zahl der Studierenden an allen Ausbildungsstätten stark rückläufig war, beschloss die Konferenz, nach den Gründen zu forschen. In einer umfangreichen Erhebung, an der sich Ausbildungsstätten, Lehrkräfte, Studierende, Missionswerke und Gemeinden beteiligten, wurde nach den Ursachen geforscht. Das Ergebnis wurde der Konferenz 1997 unter dem programmatischen Thema „Unsere Ausbildung im 21. Jahrhundert“ vorgelegt. [auch als Buch erschienen: T. Faix, W. Faix, Kl. W. Müller, Kl. Schmidt (Hrsg.): Theologische Ausbildung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Ergebnisse einer Umfrage an evangelikalen Ausbildungsstätten, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 1998] Die Erhebung hat nicht nur bei den KBA-Ausbildungsstätten für ein Umdenken gesorgt. Es kam zu größeren Umgestaltungen in den Lehrplänen. Dabei fanden unter anderen die sozialwissenschaftlichen Fächer (unter gemeindepädagogischer Fragestellung) eine stärkere Berücksichtigung. Die beiden Folgekonferenzen beschäftigten sich mit den Themen „Lehren lernen: Didaktische und methodische Hilfen für eine zukünftige Ausbildung“ und „Veränderte Berufsbilder in einer veränderten Gesellschaft: die Qualifikation unserer Absolventen im 21. Jahrhundert“. Mit dieser Entwicklung hat die Konferenz gezeigt, dass gesellschaftliche Veränderungen nicht nur beobachtet, sondern auch mit einem veränderten Ausbildungsprogramm beantwortet werden, ohne die Glaubensgrundlage zu verlassen. Die Zahl der Studierenden hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. 2002 studierten 1679 Männer und Frauen an den KBA-Ausbildungsstätten. Dazu kommen nochmals 1917 Personen, die an unterschiedlichen Studienprogrammen teilnehmen wie berufsbegleitendes Studium, Abendbibelschule oder ähnlichen Angeboten.

Die Frage der „Bibeltreue“ begleitet die KBA natürlich permanent, was sich in regelmäßigen Abständen in der Themenbehandlung niederschlägt. So wurde 1984 das Thema „Biblische Hermeneutik“, 1993 „Die Bibelfrage“ und 2001 „Was ist Bibeltreue?“ behandelt und diskutiert. Bei einer Konferenz, die sich Bibeltreue auf die Fahne geschrieben hat, ist dies auch nicht anders möglich. Dass es dabei nicht ohne kontroverse Diskussion geht, hat die letzte Konferenz (2002) gezeigt. Aber nur so wird deutlich, dass es sich um eine lebendige Bruderschaft handelt, die sich weder auf vergangenen Lorbeeren ausruht, noch verträumt in die Zukunft schaut. In einer veränderten Gesellschaft mit einer sich stark verändernden theologischen Landschaft haben die evangelikalen Ausbildungsstätten an Bedeutung gewonnen. Diesem Wandel trägt auch die KBA Rechnung, wenn sie nicht nur darauf achtet, dass sie durch eine europäische Akkreditierungsvereinigung (EEAV) auf ein weltweit abgestimmtes Ausbildungsniveau wert legt, sondern dass auch viele KBA-Ausbildungsstätten eine akademische Aufbauausbildung anbieten. So offerieren viele Ausbildungsstätten inzwischen einen Masterstudiengang oder haben diesen in ihrem Ausbildungsprogramm bereits integriert. Diese Entwicklung macht deutlich, dass sich auch im evangelikalen Bereich die Ausbildungslandschaft verändert hat, und dass die einst „belächelten“ Bibelschulen heute eine feste theologische Größe sind. Das zeigt sich auch daran, dass viele theologische Ausbildungsstätten sich nicht mehr Bibelschule, sondern „Theologisches Seminar“ oder „Bibelseminar“ nennen. Intensives theologisches Arbeiten und zum Teil auch Forschen gehört inzwischen zum festen Bestandteil evangelikaler Theologie an den KBA-Ausbildungsstätten.

Der Autor Wilhelm Faix, Dozent am Theologischen Seminar Adelshofen (http://www.lza.de) Wartbergstr. 3, D 75031 Eppingen, ist Vorsitzender der Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten (KBA) (http://www.bibelschulen.de).

 
aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen – ETM 9/2 (2003)
Herausgeber: AfeT – Arbeitskreis für evangelikale Theologie
08.03.2004 – http://www.afet.de