„Intellektuelle Diakonie“

Verleihung des Johann-Tobias-Beck-Preises 2002
für eine Arbeit zu Karl Heims Missionstheologie

Im Rahmen der Feier zum AfeT-Jubiläum ist der Johann-Tobias-Beck-Preis 2002 verliehen worden. Ausgezeichnet wurde die Arbeit:

Thomas Kothmann, Apologetik und Mission. Die missionarische Theologie Karl Heims als Beitrag für eine Missionstheologie der Gegenwart. Missionswissenschaftliche Forschungen: NF 15. Neuendettelsau: Erlanger Vlg. für Mission u. Ökumene 2001

Rektor Dr. Rolf Hille mit Preisträger Dr. Thomas KothmannDer AfeT-Vorsitzende Dr. Rolf Hille, selber Karl-Heim-Forscher, würdigte die Arbeit zur Heim-Forschung in seiner Laudatio. Heim habe sich als ein „barmherziger Samariter“ verstanden, der angesichts der Anfechtungen, die Christen in der modernen Gesellschaft erfahren, einen Dienst der „intellektuellen Diakonie“ an seinen Studenten tut. „Karl Heim, Prediger vor Weingärtnern, Physikern und Philosophen“, so stehe es auf einer Tafel an dem Geburtshaus des Tübinger Theologieprofessors Karl Heim (1874–1958) in Frauenzimmern/Württemberg. Das breite missionarische Wirken Heims, das diese Inschrift andeutet, ist von Thomas Kothmanns Dissertation systematisch beschrieben worden. Sie zeige, „dass für Karl Heim die Erfahrung der eigenen Bekehrung, das Angesprochen- und Erreicht-Sein von Christus, nicht nur ein existenzielles, frömmigkeitsgeschichtliches Vorzeichen ist, sondern dass aus dieser Grunderfahrung des Glaubens eine Denkhaltung entsteht und ein hermeneutischer Horizont, dem die Theologie insgesamt verpflichtet ist.“

Im Blick auf die Frage nach dem modernen Weltbild, der Gottesfrage, der Naturwissenschaft existieren eine Reihe von in sich geschlossenen Bänden. Wesentlich schwerer ist aus den einzelnen Schriften Heims Missionstheologie zu erheben. Dieser Aufgabe habe sich Thomas Kothmann gestellt. Er zeigt, dass Heim in einer sehr differenzierten Analyse die großen Religionen der Welt als Diskussionshorizont verstanden und als Herausforderung angenommen hat – durchaus in einer differenzierenden Bewertung. Heim hat sie – mit einer gewissen ihm eigenen Noblesse – aus ihrem eigenen Wahrheitsverständnis heraus zu begreifen versucht, und darauf eine christliche Antwort formuliert. Kothmanns Buch zeichnet diesen Weg der verschiedenen, religiösen Perspektiven nach und stellt die theologische Antwort Heims als in sich konsistent dar.

Dabei gehe es in der Tiefendimension der Heimschen Missionstheologie aber nicht nur um eine intellektuelle Auseinandersetzung, „sondern darum, dass der Konflikt zwischen Christus und seinem universalen Gegenspieler gerade in dem missionarischen Zeugnis virulent ist. Deshalb findet für Heim das missionarische Zeugnis in dieser Konfrontation bei aller Vornehmheit, allem Einfühlen und Verständnis in der Sache eine klare theologische Antwort in der Verkündigung. Hier geht es um ein Kampfgeschehen, in das sich der Missionar einlässt.“ Damit war Karl Heim mit seinem theologischen Entwurf ein Vertrauensmann der deutschen Missionsbewegung geworden, was ihn etwa zur Teilnahme am Internationalen Kongress für Weltmission 1928 bewegt hat.

Diese Missionstheologie wird in dem Buch von Thomas Kothmann klar entfaltet und für heutige Fragestellungen fruchtbar gemacht. Nicht zu unterschätzen ist, dass er dabei zeigt, dass es sich bei Heim nicht nur um ein inhaltliches Konzept einer Missionstheologie handelt, sondern gleichzeitig auch um den heute noch höchst virulenten und für uns fruchtbaren missiologischen Denkstil, der Heims Theologie bestimmt hat. In einer Zeit, in der die Missionswissenschaft noch nicht so selbstverständlich etabliert war, hat Heim deutlich gemacht, wie eine systematische Theologie von ihrer Wurzel her vom missionarischen Anliegen bestimmt ist, und dieses Denken dann als eine lebendige, vornehme, hilfreiche und fruchtbare Apologetik Gestalt gewinnt.

Johann-Tobias-Beck-Preis 2003

Der Johann-Tobias-Beck-Preis 2003 wird verliehen für das Werk: Eckhard J. Schnabel, Urchristliche Mission. Wuppertal: R. Brockhaus 2002. Er zeichnet die fachlich herausragende und mit 1760 Seiten auch ziemlich umfassende Arbeit zur Mission in neutestamentlicher Zeit aus. Schnabel ist Professor für NT an der „Trinty Evangelical Divinity School“ (Deerfield/Chicago), er war von 1991 bis 1999 AfeT-Vorstandsmitglied. Die Preisverleihung findet am 16.09.2003 (ab 19 Uhr) während der Theologischen Studienkonferenz des AfeT in Bad Blankenburg statt.

aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen – ETM 9/1 (2003)
Herausgeber: AfeT – Arbeitskreis für evangelikale Theologie

05.06.2003