Festempfang 25 Jahre AfeT

Herbert H. Klement

Landesbischof Prof. Dr. Gerhard Maier, Vizepräsident Dr. Hermann Barth, Präses Peter Strauch, Rektor Dr. Helge Stadelmann (von rechts nach links)Gemessen an der Geschichte der Kirche ist der AfeT mit 25 Jahren relativ jung. Trotzdem ist seine Entstehung und Existenz bemerkenswert genug, um dieses Jubiläum nicht unbemerkt verstreichen zu lassen. So gab es im August 2002 einen Nachmittag zum Thema Theologie im Rahmen der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg und anlässlich der Theologischen Studienkonferenz der Fellowship of European Evangelical Theologians, die im letzten Jahr zusammen mit der Theologischen Kommission der World Evangelical Alliance tagte, ein festliches Abendessen mit den internationalen Gästen.

Bei dem besonderen Festempfang am 13. Dezember 2002 in Gießen bezeichnete der Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes, Dr. Hermann Barth (Hannover) das 25jährige Bestehen des AfeT als Grund zum Feiern und zur Dankbarkeit. Er bedauerte, dass die Bedeutung von Theologie als „denkende Rechenschaft“ heute zugunsten schnell verdaulicher Praxiskonzepte eher unterschätzt werde: „Da partizipieren wir durchaus am Tempo der Verwertungsgesellschaft, die sich auch auf das geistige Leben ausgebreitet hat. Die Gefahr, die darin liegt, ist klar: Die Kirche stellt sich in der entkirchlichten Situation immer weniger als eine geistige Kraft dar … Der Mangel an Theologie bewirkt einen Dogmatismus aus Faulheit: große, leere Worte gepaart mit der Hoffnung, die Verstärkung der Darstellung der Subjektivität würde schon für die genügende Glaubwürdigkeit sorgen …“. Demgegenüber wünschte sich Barth eine neue Leidenschaft für die theologische Arbeit. „Denn auf allen Ebenen – in den Kirchenleitungen, in der wissenschaftlichen Theologie, in den Pfarrkonventen, in freien Arbeitskreisen – sind wir gefordert, der Theologieverdrossenheit und der theologischen Erschlaffung zu wehren und wieder Leidenschaft für die theologische Arbeit zu entfachen, neu die Freude an der theologischen Arbeit zu wecken. Das ist ja auch das einzig erfolgversprechende Rezept, um den Rückgang der Zahl der Theologiestudierenden aufzuhalten: Wer wieder mehr junge Menschen für das Theologiestudium gewinnen will, der muss ihnen überzeugend vermitteln können, dass dieses Studium sich lohnt, dass Theologietreiben für einen selbst, für unserer Kirche, ja für die gesamte Gesellschaft – wie man heute sagt – ‚etwas bringt‘“.

Verlagsleiter Wilfried Jerke mit Dorothea HilleDafür, dass er biblische Theologie in die Öffentlichkeit stellt und in seinen Publikationen und Arbeitskreisen leicht zugänglich macht, dankte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Peter Strauch (Witten), dem AfeT. Als besonders hilfreich fand er, dass der AfeT Theologie mit aktuellen Fragen, Tendenzen und Bewegungen so verknüpft, dass es nicht auf Kosten der Substanz geschieht: „Ich habe gelernt: Theologie ist glaubendes Erkennen, denkendes Verarbeiten und verantwortliches Aussagen. Das denkende Verarbeiten von aktuellen Fragen und Bewegungen ist ganz wesentlich … und wir danken gerade diesem Arbeitskreis, der das aufgreift. Nur so sind wir auffindbar … nur so bewahren wir vor allen Dingen junge Leute davor, in zwei Welten zu leben, in einer geschützten Welt des Glaubens, in der alles stimmig zu sein scheint und jede Frage beantwortet wird, und in einer schmerzhaften Wirklichkeit, in der auf vieles keine Antworten zu finden sind und vieles sich nicht so leicht lösen lässt.“ „Und mit Sustanz meine ich die Kraft des Evangeliums, die Wirkung, die Energie, die Dynamik des Heiligen Geistes. Ich hab gelesen, … evangelikale Theologie weiß sich in ihrer Arbeit abhängig vom Heiligen Geist. Und dass das nicht nur eine dogmatische Aussage, sondern gelebte Wirklichkeit ist, das erscheint mir als etwas ganz Wesentliches auch für diesen Arbeitskreis.“

Eingebettet in den Empfang war die Verleihung des Johann-Tobias-Beck-Preises 2002 an Dr. Thomas Kothmann für seine Arbeit: Apologetik und Mission. Die missionarische Theologie Karl Heims als Beitrag für eine Missionstheologie der Gegenwart. Missionswissenschaftl. Forschungen: NF 15. Neuendettelsau: Erlanger Verlag für Mission und Ökumene 2001.

Den Festvortrag hielt Landesbischof Prof. Dr. Gerhard Maier, der selbst 22 Jahre Mitglied im Vorstand und bis 2001 Stellv. Vorsitzender des AfeT war.

Der volle Wortlauf der beiden Grußworte, der Laudatio von Dr. Rolf Hille bei der JTB-Preisverleihung und des Festvortrages ist unter www.afet.de zugänglich.

aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen – ETM 9/1 (2003)
Herausgeber: AfeT – Arbeitskreis für evangelikale Theologie

05.06.2003