Rolf HilleRolf Hille: Editorial ETM 8/1 (2002)

Liebe Freunde,

seien Sie herzlich in diesem Jubiläumsjahr des AfeT gegrüßt!

Ein zentrales Anliegen evangelikaler Theologie ist die Gemeindeorientierung. Theologie soll keine „Wissenschaft im Elfenbeinturm“ sein, die lediglich akademische Fragen von Fachtheologen für Fachtheologen behandelt. Sie ist vielmehr eine Dienstfunktion der Gemeinde Jesu Christi zum Bau des Reiches Gottes. Das bedeutet keineswegs, dass Forschung und Lehre kurzatmig und pragmatisch auf kirchlichen Augenblicksbedarf zugeschnitten wären, sondern dass theologisches Arbeiten insgesamt daran ausgerichtet ist, die Gemeinde Jesu tiefer in Gottes Wort hineinzuführen und ihr in Konflikten der Lehre und des Lebens zu helfen.

In unserer pluralistischen und säkularen Gesellschaft wird zudem die missionarische Gesprächsfähigkeit immer dringlicher. Ein entscheidender Beitrag der Theologie für den Bau der Kirche in den ersten drei Jahrhunderten war die Apologetik, d.h. die Fähigkeit auf die verwirrende Vielfalt der religiösen Kulte und Gruppen im Imperium Romanum kritisch einzugehen und aufzuzeigen, wie man als Christ den Spekulationen und ethischen Vorstellungen des Hellenismus begegnen kann. Anschließend an diese Epoche waren Kultur, Philosophie und Wissenschaft – trotz aller Mängel im einzelnen – für mehr als 15 Jahrhunderte vom Christentum geprägt worden. Nun kehrt sich das Ende, sprich die Moderne seit der europäischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts wieder den frühchristlichen Anfängen zu. Wie kann in einer multikulturellen Welt das Evangelium wirksam präsentiert werden, so dass der entkirchlichte und nachchristliche Mensch in der Postmoderne es versteht und damit auch die Chance bekommt, es anzunehmen? Mit unserer Studientagung 2001 und dem aus ihr hervorgegangenen Berichtsband haben wir versucht, auf diese Frage unter dem Stichwort „Evangelisation“ eine aktuelle Antwort zu geben.

Bei der Vorstandssitzung des AfeT am 19. April 2002 in Frankfurt konnten wir die Planung zu unserer AfeT-Präsentation im Rahmen der 107. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg abschließen. Wir haben dort am Samstag, 27. Juli 2002 anlässlich unseres 25jährigen Jubiläums die Möglichkeit, die Bedeutung theologischer Arbeit für die Gemeinde darzustellen und über die Tätigkeit des AfeT zu informieren. In einem abwechslungsreichen Programm, bei dem u.a. auch der Allianzvorsitzende Peter Strauch, der Allianzreferent Rudolf Westerheide und einige AfeT-Vorstandsmitglieder sowie Studenten mitwirken, soll deutlich werden, wie Theologie durch Forschung und Lehre das Leben der Gemeinde tiefgreifend prägt. Bislang hatten wir ja immer wieder das Problem, dass wir die Arbeit des AfeT nur schwer an der Basis vermitteln konnten. Wir hoffen, dass wir mit dieser Veranstaltung stärker ins Bewusstsein der evangelikalen Öffentlichkeit kommen.

Neben drei theologischen Neuerscheinungen, die wir durch Druckkostenzuschüsse in dem zurückliegenden Jahr unterstützen konnten, vergaben wir bei der Sitzung am 19. April auch für ein Jahr an drei Doktoranden Stipendien von monatlich 520,-- Euro für Forschungsprojekte, die uns im Blick auf die biblische Erneuerung der Theologie und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses besonders zukunftsträchtig erscheinen; 50 Prozent der Beträge sind „echtes“ Stipendium die anderen 50 Prozent ein später zurückzuzahlendes zinsloses Darlehen.

Bei der AfeT-Mitgliederversammlung am Montag, 19. August 2002 in Wölmersen soll es im Zusammenhang unseres Jubiläums um eine Zwischenbilanz zu unseren bisherigen AfeT-Aktivitäten und neue Perspektiven für die Zukunft gehen. Es wäre sehr schön, wenn viele Mitglieder bei der internationalen Konferenz der FEET und Theologischen Kommission vom 16.–20. August dabeisein könnten und dann auch den ausländischen Gästen bei dem anschließenden Empfang, den der AfeT am 19. August gibt, als Gesprächspartner zur Verfügung stünden.

Ich freue mich auf alle Begegnung mit Freunden und Mitgliedern in diesem Jubiläumsjahr und grüße bis dahin herzlich mit der mutmachenden Jahreslosung aus Jesaja 12,2:

„Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht!“

Ihr(gez. Rolf Hille)

aus: Evangelikale Theologie Mitteilungen - ETM 8/1 (2002)
Herausgeber: AfeT - Arbeitskreis für evangelikale Theologie

27.07.2002
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